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Susanna Ernst zu Besuch bei neobooks


Neobooks: Hallo Susanna! Wir dachten uns, wir schließen einfach an das Interview an, das vor einiger Zeit geführt wurde (Gibt es hier).
Inzwischen wurden ja schon zwei Werke bei Droemer Knaur veröffentlicht und schon das zweite erscheint demnächst als Taschenbuch.
Kannst du uns verraten, wie es danach weitergeht?

Susanna Ernst: Ich habe jetzt das dritte Skript geschrieben, „Immer wenn es Sterne regnet“. Das soll im August 2014 bei dem neugegründeten Droemer Knaur- Label „feelings“ als eBook erscheinen, und im Herbst-Programm 2015 auch als Taschenbuch bei Knaur.

Wie kam es dazu, dass du auch bei Ravensburger schon einen Vertrag unterschrieben hast?
Über meine Agentin! Ich habe parallel angefangen, Jugendbücher zu schreiben. Das nächste Buch, das ich nach „Deine Seele in mir“ geschrieben habe, war „Blessed“, ein Jugendbuch, das mittlerweile auch schon beim Oldigor-Verlag erschienen ist. Dann habe ich noch ein weiteres geschrieben und für meine Jugendbücher nach einer Agentur gesucht. Dementsprechend bin ich bei der Agentin untergekommen, die mich jetzt vertritt. Sie hat auch den Vertrag mit Ravensburger geschlossen.

Wie kann man sich die Arbeit mit einer Agentin vorstellen?
Ich schreibe und liefere ihr im Prinzip das, was ich sonst ohne Agentin direkt einreichen würde, sprich ein Exposé und eine Textprobe von etwa dreißig Seiten. Sie prüft das alles und sagt mir, ob sie es vertreten würde oder nicht. Bisher war es Gott sei Dank immer so, dass sie gesagt hat „mach ich“. Sie prüft dann auch schon, ob sie die Möglichkeit sieht, das Werk unterzubringen. Dann wendet sie sich an die Verlage und macht quasi das, was ich vorher selbst gemacht habe. Wenn es zu einem erfolgreichen Abschluss kommt, wird sie beteiligt, ansonsten aber nicht.

Kann man die Arbeit zwischen Jugendbuch und Roman trennen? Schreibt man das eine Buch ganz anders als das andere?
Bestimmt ist das bei einigen Autoren so, aber mein Ding ist es ja, immer in der Ich-Perspektive der Protagonisten zu schreiben. Und ich finde, daran, wie man denkt oder sich selbst reflektiert, ändert sich über die Jahre nicht so super viel. Ich bin mittlerweile 34 und wenn ich an die Zeit zurück denke, in der ich 16 oder 17 war, habe ich nicht das Gefühl, dass sich wahnsinnig etwas an der Denke geändert hat. Ich kann es mittlerweile auch total nachvollziehen, wenn ältere Leute sagen, dass sie sich viel jünger fühlen. Klar sind manche Gedankenzüge viel erwachsener und zeugen von mehr Reife, aber bei mir ist es jetzt nicht so, dass es einen Megaschnitt zwischen der Erwachsenen- und der Jugendliteratur gibt. Auch in meinem neuen Buch bei Ravensburger wird aus zweierlei Ich-Perspektiven erzählt, einmal aus der des Jungen und einmal aus der des Mädchens. Die Art der Erzählung ist also ähnlich, die Gedanken sind nur noch ein bisschen jugendlicher.

Wie gehst du vor, wenn du ein Buch schreibst? Ich habe schon von Autoren gehört, die sich Excel-Listen anlegen und sich so strukturieren , wie sieht das bei dir aus?
Das finde ich sehr bewundernswert, kann ich kein bisschen! Ich habe immer eine grobe Idee, die meistens eine Anfangsszene ist, oder ein Schluss, wo ich hin will, in den meisten Fällen aber nicht ankomme. Wenn ich anfange, zu schreiben, spüre ich relativ schnell, ob es gut ist oder nicht. Das merke ich daran, ob die Charaktere lebendig genug sind, ob sie also ’aufstehen’, mich an die Hand nehmen und durch die Geschichte führen. Wenn das Schreiben gut ist, fühlt es sich für mich eher wie Lesen an, dann möchte ich immer wissen, wie es weiter geht. Ich schreibe eigentlich nur abends oder in der Nacht und da ist es dann schon so, dass die Geschichte in mir noch weiter arbeitet, wenn ich am Morgen danach zur Arbeit fahre. Es ist ganz oft so, dass ich mir Gedanken mache, mir eine Idee gefällt und wenn ich mich dann hinsetze und schreibe, kommt etwas komplett anderes dabei heraus. Es ist wirklich so, dass ich beim Schreiben erst erfahre, wie es weitergeht. Das hört sich bekloppt an, ich weiß, ich habe damit auch meine Lektorinnen schon zum Lachen gebracht, aber die wissen mittlerweile, wie ich ticke.

Kannst du dann überhaupt halbe Manuskripte abgeben und sagen, so und so geht es weiter?
Das mache ich, aber ich sage immer „unter Vorbehalt“. Das ist eigentlich auch das Schwierigste für mich an der Zusammenarbeit mit meiner Agentin. Ich gebe zwar die Textprobe und das Exposé brav ab, aber die Geschichte dahinter ist dann schon geschrieben, sonst könnte ich das nicht. Dieses „Plotten“ im Vorhinein ist nicht so mein Ding. Ich finde das so beneidenswert, wenn einer sagt, „ich brauche jetzt das und das und das…“.
Ich schreibe auch immer in mehreren Durchgängen. Wenn sich später herauskristallisiert, dass ich noch eine Figur brauche, gehe ich nochmal an den Anfang und lasse sie im Endeffekt dort einfließen, damit sie nicht wie aus dem Nichts kommt. Ich kann mir das aber nicht vorher schon überlegen. Ich schreibe „schichtweise“, sage ich jetzt mal.

Hast du Tipps für unsere Self-Publishing-Autoren?
Der für mich wertvollste Tipp war, wirklich offen für Kritik zu sein. Ich habe es leider sehr oft erlebt, dass Kritik schnell runtergemacht wird und unsachliche Gründe dafür gesucht werden, anstatt dass man wirklich hinhört und dem Ganzen auf den Grund fühlt. Wenn man mit dem Lektorat zusammenarbeitet, haben die auch teilweise neue Ideen. Ich bin da ehrlich: Wenn ich die Ideen Vorschläge kriege, ist es ganz oft so, dass ich mir sage: „Das kann ich nicht, das geht nicht!“. Im gleichen Moment fängt die Geschichte aber an, in mir zu arbeiten, und dann dauert es meistens nicht lang, bis ich in diese Richtung denke. Es war bis jetzt immer so, dass die Ideen, die wir umgesetzt haben, auf keinen Fall ein anderes Buch daraus gemacht, sondern nur dafür gesorgt haben, dass es mir im Endeffekt auch wirklich besser gefällt. Und das ist ja eigentlich perfekt. Ganz, ganz selten kamen auch Vorschläge, mit denen ich mich gar nicht anfreunden konnte. Wenn ich dann aber den Weg zurück ins Lektorat gesucht und gesagt habe, dass ich das nicht umsetzen kann, war das auch absolut in Ordnung. Und diese Zusammenarbeit ist für mich super. Als Self-publisher würde ich mir jemanden suchen, dem ich vertraue und bei dem ich weiß, dass es ehrlich gemeint ist. Man sollte auch schauen, welche Tipps sich umsetzen lassen, ohne sich dafür zu verbiegen.
Der eBook-Markt ist für Self-publisher ja eigentlich perfekt, aber die ganzen 0,99€-Angebote machen es schwierig, aus der Masse zu stechen. Man muss versuchen, sich in irgendeiner Form einen Namen aufzubauen und das schafft man meiner Meinung nach nur über Qualität, sei es Grammatik, Rechtschreibung, Inhalt, Schlüssigkeit… Ich würde nie etwas schnell auf den Markt geben, sondern immer versuchen, es möglichst professionell zu machen. Wenn man als Leser Rezensionen liest und sieht, dass ein Buch wirklich vernünftig zu sein scheint, und dann auch noch eine Leseprobe hat, in die man reinlesen kann, ohne mit vielen Rechtschreibfehlern konfrontiert zu werden, dann ist man ja schon mal viel gewillter eventuell auch mehr auszugeben.

Findest du überhaupt noch Zeit fürs Lesen?
Das ist wirklich sehr, sehr schwierig. Nicht nur, weil meine freie Zeit so knapp ist, sondern auch, weil ich immer Angst habe, etwas von dem Gelesenen in ein eigenes Werk zu übertragen. Denn das Genre, das ich schreibe, lese ich auch selbst sehr gerne. Meine Motivation war es, dass ich Bücher zu schreiben, möchte, die ich selber gerne lesen würde, und das probiere ich. Auch wenn ich ein bisschen Abstand zu meinen Büchern habe und dann wieder rein lese, muss ich mich wohlfühlen damit. Ich würde nie etwas anbieten, von dem ich nicht das Gefühl hätte, dass es auch wirklich meins ist. Das muss sich wie mein Baby anfühlen.

Würdest du jemals einen Krimi schreiben?
Um Gottes Willen! Ich glaube, ich bin die schlechteste Krimi-Autorin, die es auf dieser Welt gibt. Ich habe keinen Funken kriminelle Energie in mir. Ich sehe sowas auch im Fernsehen nicht gern, das verfolgt mich nachts. Ich bin da der totale Weichkeks, bei allem, was spannungstechnisch über ’Lassie’ hinausgeht.

Und wie sieht es mit Fantasy aus?
„Blessed“, meine Jugendgeschichte, ist von Fantasy angehaucht. Was jetzt nicht so mein Ding ist, ist, komplett neue Welten zu erschaffen. Aber solange es nur ein wenig fantastisch ist, mit Fantasy-Elementen, die sich in unsere Welt ziehen, ist das in Ordnung. Ganz leicht fantastisch angehaucht sind meine Erwachsenenbücher ja auch.

Wirst du des Schreibens langsam überdrüssig?
Nein, das auf keinen Fall. Mein großes Ziel habe ich im Prinzip schon längst erreicht, durch die Veröffentlichung von „Deine Seele in mir“ damals als Taschenbuch. Ich wollte ein Buch haben, das ich meinen Kindern irgendwann in die Hand geben und sagen kann: „Das hat Mama geschrieben“. Das ist erfüllt. Und ich habe damals schon gesagt, dass alles, was jetzt noch kommt, Bonus ist. Ich nehme mit, was kommt. Es wird nicht passieren, dass ich des Schreibens überdrüssig werde. Das war mein Leben lang so und das wird auch so bleiben. Als ich noch zu klein war und noch nicht schreiben konnte, habe ich wirklich nur Mist erzählt, weil ich einfach zu viel Phantasie hatte.. Insofern ist es schon ein Ventil, das ich auch brauche. Klar, wäre es schön, wenn es so weiterginge und sich aufbauen würde, das wäre traumhaft.

Bisher gab es also noch keine Schreibblockaden?
Nein, aber vielleicht kommt das ja irgendwann, keine Ahnung. Bis jetzt: toi, toi, toi!
Im Moment schreibe ich sogar parallel an zwei Geschichten. Das klappt schon, dass das nebeneinander anfängt, in mir zu arbeiten. Aber ich fang auch erst dann an zu schreiben, wenn es so drängend wird, dass ich es nicht mehr ignorieren kann. Und wie gesagt, im Vorhinein kann ich nie sagen, was da jetzt wieder auf mich zukommt.

Liebe Susanna Ernst, vielen Dank für das nette Gespräch und die Einblicke in das Autorendasein!
Ich habe zu danken. Es war toll hier vor Ort mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen.

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immer wenn es sterne regnet

Erhältlich ab 9.7.2014 bei feelings!

Der Beitrag Susanna Ernst zu Besuch bei neobooks erschien zuerst auf neobooks Blog.


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